Aktueller Fachartikel zu PIA

Von Anfang an nah dran

Zwei Tage Schule, drei Tage arbeiten - und dabei eng begleitet werden. Was in dualen Ausbildungsberufen schon lange gilt, setzt ein Modell­projekt auch bei angehenden Erzie­herinnen und Erziehern um. Was bringt die praxisintegrierte Ausbil­dung - kurz PiA? Eine Auszubildende und ihr Praxisanleiter berichten.

Als ich nach Deutschland kam,wollte ich \m Bildungs­ bereich weiterarbeiten. Die Anerkennung meiner Qualifikation war allerdings s hwierig. Als ich von der Fachkräfteoffensive gehört habe, wusste ich:

Das ist die Gelegenheit für mich! Die praxisintegrierte Ausbildung hat mich sehr angesprochen, weil ich mich qualifizieren kann und gleichzeitig praktisch arbeite: Ich gehe montags und dienstags zur Schule und bin mittwochs bis freitags in der Einrichtung.
Das ist ein großer Vorteil. Was wir in der Schule an Theorie lernen, können wir direkt in der Praxis umsetzen - drei Jahre lang! Ich lerne immer wieder Neues, kann den Kindern weiterhelfen und jede Menge Erfahrung von meinen Kolleginnen und Kol­legen mitnehmen. Dass die Ausbildung vergütet wird, macht sie auch attraktiv für mich. Denn ich habe eine Familie und kann sie weiter unterstützen.

YAMILE MALLACH ist 48 Jahre alt, kommt aus Kuba und lebt seit 20 Jahren in Deutschland . Sie ist studierte Englischlehrerin, arbeitete als Spanischdozentin, Fremdsprachenkorrespondentin und als Schulbeglei­terin. Seit September 2019 lässt sie sich im Schul­kinderhaus der KinderWege GmbH an der Grundschule Eichholz in Lübeck zur Erzieherin ausbilden. Dabei wird sie durch Thomas Anke begleitet.

Ich habe mich dafür entschieden, angehende Erzie­herinnen und Erzieher zu begleiten und zu unter­stützen. Die PiA-Anleitung bietet mir die Chance, das auch über einen langen Zeitraum zu tun. Dabei muss man erfahren und erprobt sein - denn die Auszubildenden sind es auch: Viele von ihnen bringen wie Yamile schon viel Erfahrung aus früheren Berufen mit und haben sich ganz bewusst für diese Form der Ausbildung entschieden.
Dass ich mich fachlich mit Erwachsenen auseinan­dersetzen kann, eröffnet mir oft ganz neue Blick­winkel. Außerdem muss ich jederzeit ansprechbar sein und den Auszubildenden Feedback geben. Unser Austausch ist daher sehr eng.

Der Aufwand für die Einrichtung ist bei der PiA ein bisschen höher - allein schon dadurch, dass es drei Jahre sind und nicht nur ein zehnwöchiger Praxiseinsatz, wie meistens bei der regulären Ausbildung. Doch so, wie die praxisinte­grierte Ausbildung konzipiert ist, bereitet sie Men­schen viel realitätsnäher und besser auf ihre Arbeit vor. Und auch für uns als Einrichtung gibt es Vorteile: Wir haben mit Auszubildenden wie Yamile feste Kollegin­nen oder Kollegen, mit denen wir langfristig rechnen und die wir gut einarbeiten können.

Was man nicht vergessen darf: Wahrend der drei Jahre sind die Aus­zubildenden noch keine Fachkräfte. Sie sollen die Zeit nutzen können, um sich auf ihre Ausbildung und ihren Werdegang als Erziehende zu konzentrieren.

THOMAS ANKE ist 32 Jahre alt, studierter Sozial­pädagoge und leitet gemeinsam mit einer Kollegin das Schulkinderhaus. Hier arbeitet er auch als Praxisan­leiter, leitet die Integrationshilfe - also die fördernde Begleitung von Kindern - und eine Gruppe für Kinder mit erhöhtem Förderbedarf.

QUELLE: "Von Anfang an nah dran" Aus: "Zukunft im Blick - Das Magazin über
Kita-Profis", bmfsfj, Nov. 2020, S. S. 6 - 7
FOTOS: Bruna Kubitz