Eine Klassenhälfte widmete sich mit Herrn Wunder dem Thema „Stimme, Sprache und Körper“. Das Angebot wurde vom Fachlehrer Armin Wunder in die Natur verlegt und diente weiteren pädagogischen Lernerfahrungen:
Nach einer kurzen Instruktion in der Schule zum Tagesablauf wurde sich in Fahrgemeinschaften der Weg zum Ehrenfriedhof von Heidelberg aufgemacht. Der Besuch des Ehrenfriedhofs mit ca. 1.300 Soldatengräbern sollte primär friedenspädagogischen Zielen dienen: die derzeitigen Auszubildenden und die Kinder in ihren Ausbildungsstätten leben in einer unruhigen Welt mit kriegerischen Auseinandersetzungen u.a. in Europa und Israel. Die Bundeswehr wirbt zunehmend in Schulen für ihren Auftrag, Politikerinnen und Politiker werben für ihre Lösungsansätze und die digitalen sozialen Medien haben sich ebenfalls diesen Themen angenommen. Die Hoffnung von Herrn Wunder war, dass der Besuch von Kriegsgräbern ein ernüchterndes Korrektiv für erhitzte Gemüter, Diskussionen und beeinflussbare junge Menschen erlebt werden könnte. Das Durchschnittsalter der Toten wurde mit ca. 25-30 Jahren von den Azubis eingeschätzt – geringfügig älter als sie selbst. Die Stille des Ortes und die Winterkälte wirkte ebenfalls auf uns alle ein. Inschriften in alter deutscher Schrift wurden entziffert und bewirkten ein Verweilen und Auseinandersetzen mit den tödlichen Folgen von Kriegen. Sprachlosigkeit und das Ringen um richtige Worte, der Austausch in Kleingruppen wurde von den Teilnehmenden erlebt. In einer Reflexionsrunde wurde das Friedensplädoyer von Charles Chaplin in „Der große Diktator“ über Laptop gehört. Ergänzend wurde darüber informiert, dass sowohl Städtepartnerschaften als auch internationale Jugendcamps in Europa eine Versöhnung befördern sollen. Diese Jugendcamps sind vom Volksbund für Kriegsgräberfürsorge gesponsert und laden junge Menschen aller Länder dazu ein, gemeinsam Kriegsgräber zu pflegen und zu erhalten und Gemeinschaft zu leben. Wer gut Freund ist, schießt nicht so rasch aufeinander – so die Hoffnung.
Dann fuhren wir auf den Königsstuhl zu einer poetischen Wanderung: Ein ca. 5 km langer Rundkurs wurde absolviert, unterbrochen von zwei Stationen, an denen die Teilnehmenden sich Gedichte vorlasen. Den Mut zur Rede vor anderen, noch dazu das inzwischen selten gewordene Medium des Gedichts verwenden und sich der Wertschätzung der Gruppe zu stellen und letztlich die eigene Stimme, Betonung und körperlichen Ausdruck zu üben, waren die Ziele. Der Wald, weite Ausblicke und klare Luft begleiteten uns. Nach einem finalen steilen Anstieg konnten wir am Kiosk der Bergbahn am Königstuhl einkehren. Ein sonniger, klarer Himmel belohnte unsere Anstrengungen, lediglich die winterliche Kälte kroch uns langsam doch in die Glieder.
Etwas müde und kalt fuhren wir daher zurück in die Außenstelle der Schule. Dort wartete ein weiteres kulturelles Angebot zum Thema „Stimme und Ausdruck“: Der Kinofilm „Der Wolfsjunge“ von Truffaut 1970 in Schwarzweiß gedreht wurde gemeinsam gesehen und danach ausgewertet. In diesem Film wird ein Kind von einem Pädagogen Sprache und Kultur gelehrt, welches in den Wäldern ohne Eltern aufgewachsen war. Erzieherische Aspekte und Ziele wurden im Plenum erarbeitet.
Ein vielfältiges Angebot, welches von der Gruppe positiv bewertet wurde.
Herr Thiele gestaltete mit Methoden der Biografiearbeit den Workshop “Ein stärkender Blick auf meine Herkunft“. Die inhaltliche Gestaltung des Workshops liegt die Annahme zugrunde, dass eigene biographische Erfahrungen unsere Beziehungsgestaltung und die Art und Weise, wie wir pädagogische Prozesse reflektieren, beeinflussen. So standen in diesem Workshop die für uns gute Wegbegleiter aus Kindheit und Jugendzeit im Vordergrund. Wir haben uns die jeweiligen Lieblingslieder aus dieser Zeit gemeinsam angehört und uns mit Hilfe von Jugendfotos in diese Lebensphase zurückversetzt. Wir haben uns erzählt, wie es war: Schweres und Leichtes -und manchmal auch zum ersten Mal in einer Gruppe gesagt. Im Gespräch wurden Gemeinsamkeiten und Unterschiede benannt.
„Es ist wichtig, sich zu verbinden. Geh an Orte, wo Du Menschen begegnen und Dich mit ihnen verbinden kannst.“ (S. Sändig). Der Workshop war ein solcher Ort.