Projektleitung: Armin Liebscher | Sonja Scherer
Unser Projekt fand in den neuen Räumen des „Bezirksverbands Bildender Künstlerinnen und Künstler Region Mannheim e.V.“ auf dem sogenannten Felina-Areal in der Mannheimer Neckarstadt statt.
Das Thema unserer Projektwoche war „Faszination Druckgrafik“.
Grafik bzw. Druckgrafik bezeichnet – im Gegensatz zur Handzeichnung – Bilder, die durch drucktechnische Verfahren erzeugt und vervielfältigt wurden. Dabei lassen sich
- Hochdruck (analog)
- Durchdruck (analog)
- Flachdruck (analog)
- Tiefdruck (analog)
sowie der Digitaldruck unterscheiden
Wir hatten das Vergnügen uns mit dem Thema Hoch- und Tiefdruck zu befassen. In den ersten 2 1⁄2 Tagen konnte jeder seinen eigenen Hochdruck erstellen. Zunächst wurde uns erklärt, worauf wir achten müssen und, welche Materialien notwendig sind.
Beim Hochdruck werden die hochliegenden Teile des Druckstocks gedruckt, Bereiche, die nicht gedruckt werden sollen, werden weggeschnitten. Wir haben als Druckstock Linolplatten genutzt.
Wir haben dabei die Technik „Linolschnitt mit verlorener Platte“ angewandt. Diese heißt so, weil am Ende des mehrfarbigen Drucks der Druckstock (fast) nicht mehr vorhanden, d.h. also „verloren“ ist.
Hierbei arbeitet man beim Drucken von hell nach dunkel. Will man sein Bild z.B. in weiß, gelb, rot und schwarz drucken, werden zunächst die Flächen aus dem Druckstock herausgeschnitten, die weiß bleiben sollen; stehen bleiben also die Flächen , die gelb, rot und schwarz werden sollen. Dann druckt man vom Druckstock die gewünschte Auflage (=Anzahl der Drucke von einem Druckstock) in gelb und arbeitet aus diesem die Flächen heraus, die gelb bleiben sollen. Stehen bleibt also die roten und schwarzen Flächen. Jetzt wird das rot über gelb gedruckt. Anschließend werden die roten Flächen ausgeschnitten, es bleibt die erhöhte Fläche für schwarz. Abschließend wird schwarz gedruckt.
Die Drucke können entweder mit der Druckerpresse oder auch als Reiberdruck per Hand hergestellt werden.
Die letzten beiden Tage befassten wir uns mit dem Tiefdruck. Als Tiefdruckverfahren werden Drucktechniken bezeichnet, bei denen die tiefer liegenden Bereiche einer Druckplatte gedruckt werden. Diese werden mit einem Kratzwerkzeug (Nadel, Stichel o.ä.) in die Druckplatte gekratzt bzw. geschnitten oder mit der Hilfe von Säure hineingeätzt. Zum Druck wird die Platte mit Farbe eingerieben und anschließend wieder sauber gewischt. Die Farbe bleibt dabei in den Vertiefungen. Zum Drucken wird die Platte dann mit einem angefeuchteten Papier bedeckt und durch die Presse gezogen. Die Farbe in den Vertiefungen wird vom Papier aufgenommen. Dabei entsteht ein seitenverkehrter Abdruck.
Nach einer Einführung in die Materialien, Techniken und Herausforderungen bei der Technik Tiefdruck | Radierung haben wir mit der Arbeit an einer Tiefdruckplatte begonnen. Beim Drucken der Platte haben wir auch gelernt, wie man hier mehrere Farben miteinander mischen kann.
Wir hatten alle sehr viel Spaß und der/die Dozent:in war haben uns alles genau erklärt, damit wir das Erlernte auch in der Praxis anwenden können. Sie konnten auch auf alle unsere Fragen eingehen und haben diese alle beantworten.
Die „Künstlerischen Drucktechniken“ wurden 2018 in das „Bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes“ aufgenom- men.
Drucken hat als international ausgeübtes Handwerk eine über 500 Jahre alte Tradition und ist Ausgangspunkt für viele Entwicklungen: Mit der Erfindung des Buchdrucks veränderte sich die Welt entscheidend, da jetzt auch der „normalen Bürger“ Zugang zu geschriebenen Werken hatte. Mehr Menschen lernten infolgedessen Lesen und Schreiben und die Zahl der gebildeten Bürger wuchs.
Die Druckgrafik besticht durch ihre großen Gestaltungsmöglichkeiten und vor allem als Mittel der Vervielfältigung, d.h. als Möglichkeit, Bilder, Botschaften und Kunst zu verbreiten.
In Europa etablierte sich die Druckgrafik auch als künstlerische Auseinandersetzung mit drucktechnischen Verfahren – Handwerk trifft auf künstlerische Kreativität!