PW 24: In zwei Schritten zurück zur Wildnis – Projektwoche 2024

Jochen Steinmann / querwaldein

Die Projektwoche der „Katholischen Fachschule für Sozialwesen, Schwerpunkt Jugend und Heimerzieher, Heidelberg“ stand unter dem Motto „In zwei Schritten zurück zur Wildnis“ und bot den Teilnehmenden die Möglichkeit, Naturerfahrungen zu sammeln und den Teamgeist zu stärken. Zu Beginn reisten die Teilnehmer um 11:00 Uhr an und starteten direkt mit Kennenlernspielen wie dem „Vertrauensseil“, bei dem sich die Gruppe im Kreis durch ein gespanntes Seil gegenseitig stützte. Weitere Spiele, wie das „Weitergeben“, bei dem Gegenstände im Kreis an unterschiedliche Personen im Uhrzeigersinn weitergereicht wurden, halfen dabei, die Kommunikation in der Gruppe zu verbessern. In den folgenden Tagen unternahm die Gruppe einen Ausflug zu einem Waldparcour, bei dem Vertrauensspiele wie das „Laufende A“ den Fokus auf Zusammenarbeit und Koordination legten. Eine ganztägige Wanderung mit Karte und Kompass förderte nicht nur die Orientierung, sondern auch die Teamarbeit, wobei die Gruppe spielerisch in die geheime Kartensprache „Kroki1“ 1 eingeführt wurde.

Anschließend lernten die Teilnehmer die Wildnis intensiver kennen, indem sie die heimische Flora und Fauna erkundeten und bei einem Erlebnisspiel ihre Orientierung im Gelände unter Beweis stellten. Hierbei musste die Gruppe Hinweise im Wald finden, was sowohl die Zusammenarbeit als auch die Achtsamkeit förderte. Neben dem praktischen Naturerleben stand immer auch der achtsame Umgang mit der Umwelt im Vordergrund, was die Teilnehmenden sensibilisierte.

Das war die erste Hütte, doch die zweite folgt sogleich. Wir machten uns also auf den Weg – aber wohin? Gegeben waren nur Entfernung und Richtung. Wir nordeten die Karte, maßen unser Ziel aus und machten uns auf den Weg in die hoffentlich richtige Richtung. Eine Spannung lag in der Gruppe, aber wir waren zuversichtlich. Nach einigen Kilometern schien die Karte plötzlich nicht mehr zu stimmen, wir änderten die Richtung und fanden den richtigen Pfad abseits der Wege, quasi „Querwaldein“. Das waren mehr als zwei Schritte in der Wildnis. Schließlich wurden wir mit dem Erreichen der ersten Station belohnt und erfreuten uns einer neuen Aufgabe: Ein Gruppenbild mit Zweien in der Luft, zwei roten und zwei grünen Gegenstände.

Kaum verschnauft kamen die ersten Fragen auf, wohin wird uns der weitere Weg führen? Ein Planzeiger sollte uns helfen: wir legten das Karteninstrument auf die Karte und maßen unser Ziel; es sollte eine Kapelle sein. Wir erreichten diese bald und erfreuten uns der Pause, aßen Vesper und genossen die Aussicht. Bevor wir wieder anhand von gegebenen Koordinaten den Weg bis zu einer Kreuzung ersuchten. Das letzte Stück des Weges fanden wir mithilfe eines Krokis.

Von der Hütte waren wir begeistert; geradezu märchenhaft liegt sie unweit einer Weggabelung inmitten eines Bannwaldes – ein Waldstück, welches nicht forstwirtschaftlich genutzt wird, sondern der Natur überlassen ist.

Ein warmer Eintopf wurde gekocht und erwärmte die Mägen und Gemüter. Wir hatten gelernt, wie eine Wildnis Erfahrung im Wald verlaufen kann, welchen Spaß es macht sich durchs Gestrüpp zu kämpfen und wie die angenehme Erleichterung die Gruppe stärkt.

Die erste Nacht in der zweiten Hütte war zwar kälter, aber das Holzhäuschen im Wald wirkt wohlig behagen und so waren wir nach der Nacht alle ausgeschlafen.

Am frühen Morgen wurden die Feuer in den Öfen entfacht, so wird der Gemeinschaftsraum gewärmt, und in der Küche verströmte der Kaffee einen angenehmen Duft. Am Tag spielten wir Kooperationsspiele: Wir befreiten einen Ball mit Schaschlikspießen aus einem Turm, balancierten Nägel aufeinander und traten gegeneinander an. Ein epischer Kampf begann, es galt eine Flasche, von einer Linie ausgehend, so weit wie möglich zu platzieren. Die Gruppen halten eine Person fest, welche sich mit dem Oberkörper bis ganz dicht über den Boden lehnt, um die Flasche vor sich zu platzieren und anschließend mit einem Schwung wieder aufgerichtet zu werden. Wir waren höchst gespannt und probierten vieles aus, um jede Taktik zu erproben. Am Ende stand die Flasche 2 Meter von der Linie entfernt, ohne dass je einer die Linie überschritten hat.

Am Nachmittag erkundeten wir den Wald, spielten einige Spiele, die uns dem Naturraum näherbrachten, wir versteckten Haselnüssen genau wie es die Eichhörnchen machen und ebenso fanden wir sie zum Teil nicht mehr. Der Abend führte uns mit Gitarre und Fotohandys bewaffnet zu einer kleinen Schutzhütte direkt am Abhang. Der Ausblick war atemberaubend und die Klänge unseres Gesangs erfreuten das gesamte Wehratal. Ein langer Tag geht zu Ende, leckeres Essen, einzigartige Naturerfahrungen und viele neue Methoden erfreuten uns. Zum Abschluss der Woche reflektierten alle gemeinsam ihre Erfahrungen, wobei verschiedene Reflexionsmethoden halfen, die persönlichen Eindrücke zu verarbeiten. Nach dem Besenreinigen der Hütte verabschiedeten sich die Teilnehmenden mit dem Gefühl, nicht nur die Natur besser kennengelernt, sondern auch den Teamgeist spürbar gestärkt zu haben.

Wir sind stolz auf uns und dankbar für eine erfolgreiche Woche. Wir möchten uns herzlich bei Jochen Steinmann für seine andauernde Motivation, uns beim Lernen anzuleiten und zu unterstützen, bedanken; bei Frau Stückle für ihren Besuch am Mittwochmorgen und bei der Fachschule für Sozialwesen Heidelberg für das Ermöglichen einer spannenden Projektwoche.

Zitate der Teilnehmenden:

  • „Es ist Oldschool auf so einem Herd zu kochen“
  • „Die Toilettenspülung ist eine Gießkanne“
  • „Wieso ist „der“ (Jochen) eigentlich immer so fit am Morgen? – ekelhaft!“
  • „Wie, hier ist Wolfgebiet?“
  • „Du willst mir sagen, hier hat es Mäuse?“

  1. Ein Kroki ist eine Nachstellung der Natur. Diese wird entweder anhand der Umgebung, die man sieht, gezeichnet oder anhand einer Karte. ↩︎