Neues aus der Fachschule

Studienfahrt des BK 31B vom 04.06. – 06.06.2018

Wir fuhren mit der Bahn nach Leipzig und konnten in der Woche einige sehr interessante pädagogische Einrichtungen in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen kennenlernen. Exemplarisch sollen an dieser Stelle von zwei Einrichtungen berichtet werden:

Straßenkinder e.V. Haus Tante E. in Leipzig:

Die erste Anlaufstelle, die wir am Dienstag besuchten war „Straßenkinder e.V. Haus Tante E.“. Als wir dort ankamen begrüßte uns eine ulkige, ältere Dame, welche sich als Tante E. vorgestellte. Im Haus hingen viele Bilder von ihr und Prominenten und mehrere Spendenschecks. Darüber berichtete sie uns sehr stolz, denn ohne diese Spenden würde das Haus Tante E. nicht existieren können. Spenden bekommt sie in vielen Formen, z.B. Sach- und Essensspenden von Hotels und Bäckereien oder Sammelspenden von Benefizkonzerten.
Ab 11 Uhr kommen die ersten Straßenkinder. Sie haben die Möglichkeit dort zu duschen, ihre Wäsche zu waschen, etwas zu essen und ihre Sorgen und Nöte anzusprechen. Es gibt klare Regeln im Haus, die aber nirgends festgeschrieben sind, aber als Verhaltenskodex eingehalten wird. Beispielsweise dürfen die Straßenkinder keine Drogen konsumieren und keine Waffen mit sich führen.
Das Haus „Tante E.“ ist ein niederschwelliges Angebot, ohne Übernachtungsmöglichkeit, aber dafür mit viel Einsatz von Tante E. und ihren Helfern. Einige Male konnte Tante E. schon ihren Bekanntheitsgrad einsetzen und Ausbildungsplätze für Straßenkinder vermitteln. Für ihr ehrenamtliches Engagement bekam Gabi Edler, wie Tante E. mit bürgerlichen Namen heißt, 2014 die „Goldene Henne“ in der Fernsehsendung überreicht. Wir hoffen, dass Tante E. sich noch lange für die Straßenkinder einsetzen kann.

Kinder– und JugendKulturWerkstatt Jo Jo in Leipzig Die Kinder– und JugendKulturWerkstatt ist eine Einrichtung der Stadt Leipzig. Hier wird eine Vielzahl an kulturellen Bildungsangeboten offeriert. Die Angebote richten sich an gemischtgeschlechtliche Gruppen unterschiedlichster Altersstufen sowie behinderte Menschen. Das Konzept beinhaltet ebenso zielgerichtete Projekte an Kindergärten und (Grund)Schulen der Region Leipzig sowie ein jährliches internationales Projekt (Austauschprojekt) mit jeweils einem Themenschwerpunkt.
Die anregenden Räumlichkeiten befinden sich im dritten Obergeschoss der Immobilie Riebeckstraße 51a und ist mit den öffentlichen Verkehrsmitteln gut zu erreichen. Das Team besteht aus 14 Pädagogen in Teil- und Vollzeit mit unterschiedlichster Qualifikation. Zudem genießt die Einrichtung einen enormen Material– und Werkzeugpool und ist mit einem Maschinenpark als auch einem Fotoatelier gut ausgerüstet. Unter dem Motto „kulturelle Bildung“ soll das Selbstvertrauen in die eigenen Fähigkeiten/das eigene Können bestärkt werden. Ziel ist die positive Entwicklung von Lebenssinn und –freude, Kreativität und Explorationsverhalten. Schwerpunkte sind hierbei die Handlungsfelder Bildende Kunst, Theater und Medien.
Unter dem Überbegriff „Bildende Kunst“ wird eine Vielzahl an Projekten, wie Malen und Matschen (Kindergartenkinder), der Teenie-Kunst-Kurs, der Manga-Zeichenkurs sowie der kreative Umgang mit Keramik und anderen Materialien, das Modeatelier, die Grafik- sowie die Holzwerkstatt geboten. Unterstützt/begleitet werden die einzelnen Angebote mit Geschichten und Musik, bei denen sich die Teilnehmer mit ihren Erlebnissen auseinandersetzen und diese in den Materialien Ton, Filz oder Farbe umsetzen können. Dabei besteht die Möglichkeit in andere Rollen zu schlüpfen und Perspektiven zu wechseln. Meinungsbildung und Entscheidungskompetenz werden hier altersgerecht unterstützt.
Ähnlicher Rollen- und Perspektivenwechsel wird in den Theaterprojekten geboten. Im Vordergrund stehen die ästhetischen, gruppendynamischen und strukturellen Anteile. Gefördert werden soll der direkte Zugang zu eigenen Ideen und Impulsen, die Steigerung von Kommunikation sowie die Interaktion in Bezug auf die eigene Person und deren (soziales und kulturelles) Umfeld, als auch die Entwicklung von Rhetorik und Körpersprache. Im Medienprojekt werden neben Fotokursen, der Umgang mit der Kamera (analog und digital) als auch der klassischen Fotoentwicklung geboten. Hierbei soll nicht nur die Technik der Fotografie vermittelt, sondern das eigene schöpferische Potenzial entdeckt werden. Es geht um Erkennen und Erfahren der eigenen Kreativität sowie die Entdeckung der eigenen Beobachtungsgabe. Parallel dazu wird im Rahmen der Fotowerkstatt die Möglichkeit gegeben, sich mit der digitalen Bildbearbeitung zu beschäftigen.

Neben den beiden vorgestellten Einrichtungen waren wir noch bei den Streetworkern der Stadt Leipzig zu Gast, die von ihrer Arbeit in Brennpunktgebieten berichteten. Bei schönsten Frühsommerwetter besuchten wir das ökologiepädagogische Projekt „Zaubergarten“, wo wir etliche Spiele, die sonst mit den Kindern, die das Projekt besuchen durchgeführt werden, selbst ausprobieren konnten. Nach der sehr lustigen Spielerunde konnten wir in der Mittagspause gemeinsam grillen und uns wieder kräftigen. Einen geschichtlichen und emotional sehr aufwühlenden Eindruck hinterließ uns der Besuch der Gedenkstätte im ehemaligen geschlossenen Jugendwerkhof in Torgau. Hier wurden in der DDR-Zeit Kinder und Jugendliche, die ideologisch nicht in das sozialistische Bild passten zum Teil mit unmenschlichen und grausamen Methoden „umerzogen“. Die Ausführungen der Frau, die uns durch die Ausstellung führte, die Ausstellungsstücke und Räume, sowie die Film- und Tondokumente luden zur kritische Auseinandersetzung mit dem Machtmissbrauch der damaligen Erzieher und dem Leid der betroffenen Kinder und Jugendlichen ein.

Eine gemeinsame Aktion der ganz anderen Art war das Kennenlernen von Leipzig vom Wasser aus. Das Paddeln in drei Großkanadiern war für die Klasse bei dem sommerlichen Wetter eine „erfrischende“ aktive und lustige Variante der abschließenden Stadterkundung. Insgesamt war die Studienfahrt eine sehr schöne und facettenreiche Woche mit vielfältigen Eindrücken und gemeinsamen Erleben.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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