Neues aus der Fachschule

Studienfahrt nach Hamburg vom 04. bis 08. Mai 2015 BK 28 a

Voller Vorfreude traten wir am Morgen des 4. Mai 2015 unsere Studienfahrt nach Hamburg am Mannheimer Hauptbahnhof an. Mit der Aussicht auf eine erlebnisreiche Woche und kurzweiligen Gesprächen brachten wir die über sechsstündige Bahnfahrt in lockerer Stimmung hinter uns.

Am Hamburger Hauptbahnhof wurden wir abgeholt und ins Hostel "A&O Hamburg City" begleitet. Dort waren wir angenehm überrascht vom Komfort der Zimmer. Schließlich musste niemand von uns im 8-Bett-Zimmer übernachten.
Den ersten Tag unserer Studienfahrt beschlossen wir gemeinsam im Szenelokal "Hans im Glück".

Unsere erste Anlaufstelle am Dienstagmorgen war das „Drob Inn“. 1987 wurde die niedrigschwellige Kontakt- und Beratungsstelle im Zentrum von Hamburg, in St. Georg installiert und arbeitet seitdem akzeptierend mit Drogenabhängigen und -konsumenten. Finanziert wird die Einrichtung, welche mit speziell für Notsituationen geschultem sozialpädagogischen Personal operiert, durch Zuwendungen vom Staat. Keine Berührungsangst mit den Klienten und deren Problematiken zu haben, ist dringend erforderlich für die professionelle Ausübung jeglicher Tätigkeit innerhalb der Einrichtung, welche auch geschulte und eingewiesene FSJ´ler und Praktikanten beschäftigt. Deeskalationstraining und Rechtskunde sind wichtige Komponenten der Ausbildung zum Mitarbeiter im Drob Inn. Das Konzept ist, den Konsum zu akzeptieren, welcher nicht verhindert werden kann, um somit eine bessere Drogenhilfe anzubieten. Das Angebot der Einrichtung reicht von Drogenkonsumräumen, Vermittlung zu medizinischer Grundversorgung, Angebote für Hygienemaßnahmen (Dusche, Waschmaschine, etc.), Safe-Use und Safe-Sex Beratung und zur Verfügung stellen von Utensilien, Spritzentauschangebot, Postadressmöglichkeit für Obdachlose oder Menschen ohne festen oder gemeldeten Wohnsitz, Übernachtungsmöglichkeiten, Aufenthaltsräume oder Unterschlupfgelegenheit mit Speise- und Getränkeangeboten zum Selbstkostenpreis, etc. Daneben bildet die „Straßenarbeit“ ein Arbeitsbereich des Drob Inns, um „verloren gegangene“ Klienten zurück zu holen. Dies wird durch aktive Suche und Kommunikation mit dem sozialen Umfeld der Drogenabhängigen angestrebt. Die Pflege sozialer Kontakte zu ehemaligen Klienten und heutigen Häftlingen gehören zu den zusätzlichen Arbeitsmethoden der Mitarbeiter. Die jahrzehntelange Tätigkeit der sozialen Einrichtung hat entscheidend die Entwicklung der Drogenszene in Hamburg beeinflusst und begleitet. Noch bevor die Gesetzeslage in Deutschland Legitimation zu Maßnahmen wie beispielsweise den Spritzentausch gab, führte die Ausübung dessen, durch die Mitarbeiter des Drob Inns dazu, dass benutzte und beschädigte Spritzen nicht mehr sorglos entsorgt oder mehrfach und fremd verwendet wurden. Dies senkte unermesslich die Infektionsgefahr und Neuerkrankungen innerhalb der Szene für übertragbare Krankheiten.
Die Klienten, welche die Angebote in Anspruch nehmen, kommen freiwillig und es wird geprüft, ob sie volljährig und tatsächlich Konsumenten sind. Die täglich, durchschnittlich 2000 Besucher, setzen sich aus einer ca. 300 bis 400 Menschen starken Personengruppe zusammen (Durchschnittsalter 40 Jahre), welche die Angebote regelmäßig, manchmal täglich, wahrnehmen und den pädagogischen Fachkräfte bekannt und ggf. schon z.T. vertraut sind. Dies ist eine der Ansatzmöglichkeiten, über einen größeren Zeitraum Beziehungen und Vertrauen zwischen den Pädagogen und den Klienten aufzubauen. Oft sind die Klienten des Drob Inn Jahrzehnte lang in der Szene gefangen, bis sie einen Ausstieg durch Therapie, Beratung, intrinsischer Motivation oder durch den Tod erreichen.
Der Grund für den Abstieg in die Szene ist bei jedem Menschen individuell, wird aber beeinflusst durch die temporäre Struktur und Entwicklung der Szene, der Drogenverfügbarkeit und -kosten, der Gesetzeslage, der Hausregeln der Einrichtung und der Erfahrungen der Klienten und Mitarbeiter, sowie deren Handlungsweisen und Methoden. Häufig spielen traumatische Ereignisse, fehlende oder mangelhafte Sozialkontakte, Persönlichkeitsstörungen und Minderwertigkeitsgefühle eine Rolle.
Ziele der Maßnahme sind die Verringerung der Risiken und die Unterstützung und Beratung der Klienten zu Handlungsalternativen und dem Ausstieg aus der Drogenszene.
Durch Respekt, Verständnis, Aufklärung und individueller Beratungs- und Beziehungsangeboten wird versucht, den Drogenkonsumenten eine Verbesserung ihrer persönlichen Lage zu ermöglichen und ihre Grundversorgung zu gewährleisten.

Den Nachmittag verbrachten wir mit einer Stadtführung, bei der wir u. a. das Rathaus, den Fischmarkt, St. Pauli, die Reeperbahn und die Speicherstadt besuchten. Trotz eines heftigen Unwetters konnten wir am Abend noch an einer Hafenrundfahrt teilnehmen.

Am Mittwoch besuchten wir das „BASIS-Projekt“, eine Anlauf- und Übernachtungsstelle für männliche Prostituierte in Hamburg. Zwei Mitarbeiterinnen erzählten aus ihrem beruflichen Alltag und alle hörten gespannt zu. Das BASIS-Projekt ist ein HIV-/Aids- Präventionsprojekt. Den Klienten werden u.a. eine warme Mahlzeit, Schlafplätze, medizinische Versorgung und Beratung angeboten.

Am Nachmittag konnten wir den „Elbe-Aktiv-Spielplatz“ erleben. Der EAS ist ein pädagogisch betreuter Bauspielplatz und eine Einrichtung der Offenen Kinder - und Jugendarbeit. Kindern und Jugendlichen im Alter von 6 bis 14 Jahren wird die Möglichkeit geboten, ihre Zeit dort selbstbestimmt, freiwillig und kostenlos zu verbringen. Gemeinsam mit den Betreuern wird das Gelände mit Holz oder anderen Materialien nach den Vorstellungen und Ideen der Kinder und Jugendlichen gestaltet. Wir erhielten einen tollen Einblick in die spannende Arbeit und konnten uns die kreativen Bauwerke der jungen Künstler ansehen.

Abends konnten eine Gruppe das Musical „Phantom der Oper“ genießen, während eine andere Gruppe spontan zur „Quiz-Show“ eingeladen worden war.

Am Donnerstag waren wir am Vormittag in das Versorgungsamt Hamburg eingeladen. Das Thema für diesen Vortrag war „Entschädigung für ehemalige Heimkinder“, also wie man denjenigen, die von 1949 bis 1975 in Heimen untergebracht waren, eine Art „Wiedergutmachung“ anbieten konnte. Unser Dozent, Herr Manfred Schönbohm, konnte uns mit viel Herzblut über die Geschehnisse dieser Zeit aufklären und begründete uns, warum man den Leidtragenden, die oftmals schwerwiegende Folgeschäden mit sich tragen/ trugen, im Nachhinein noch etwas Gutes tun soll. Die letztendlichen Arten der Aufarbeitung sind sowohl materieller als auch immaterieller Natur und werden ausschließlich individuell vereinbart. Die Finanzierung davon läuft über einen Fond, der zu gleichen Teilen von Bund, Ländern und Kirchen getragen wird. Die finanziellen Mittel sollen ermöglichen, dass Betroffene Hilfen zur Überwindung der heute noch nachweisbaren Folgen aus der Zeit ihrer Heimunterbringung zwischen den Jahren 1949 und 1975 erhalten können.

Am Nachmittag besuchten wir das „Rauhe Haus“. Das Rauhe Haus ist eine Einrichtung in Hamburg, die 1833 aus dem christlichen Glauben heraus gegründet wurde. Damals war es notwendig, dass es eine soziale Einrichtung geben muss, die sich mit der Jugendhilfe, Behindertenhilfe und Psychiatrie beschäftigt. Später kamen dann weitere Zweige wie die Familienhilfe hinzu. Zunächst finanzierte sich die Einrichtung durch Spenden, so wurde das Rauhe Haus beispielsweise der Einrichtung geschenkt. Mittlerweile gibt es mehrere Einrichtungen, die durch verschiedene Träger (öffentlich, private) und dem Pflegesatz finanziert werden. Betreut werden Kinder und Jugendliche jeden Alters in Gruppen bis zu 10 Personen. Weiter gibt es auf dem Hauptgelände eine private Schule, in der die Kinder beschult werden. Die Kinder kommen aus unterschiedlichen Gründen in die Einrichtung, doch erfolgt der Kontakt meist über das Jugendamt oder die Eltern selbst.

Der Freitag stand uns bis zur Rückfahrt am Nachmittag zur freien Verfügung und in verschiedenen Grüppchen schaute sich jeder nochmal das an, was ihn an Hamburg besonderes interessierte. Anschließend machten wir uns gemeinsam auf den Weg zum Bahnhof.
Der „Blick über den Tellerrand“ hat sich gelohnt. Wir konnten viele neue Erfahrungen machen, unser Wissen erweitern und gemeinsam eine schöne Woche miteinander verbringen. Wir haben viel über Hamburg erfahren und interessante Einrichtungen besucht. Vielen Dank an die professionellen und erfahrenen Mitarbeiter, die uns an ihren Erfahrungen teilhaben ließen. Danke auch an Frau Kohler, für die gute Vorbereitung der Studienreise und für die nette Begleitung.
Trotz vieler schöner Momente freuten sich alle auf die Heimreise. Müde und erschöpft von der erlebnisreichen Reise, schleppten wir uns zum Bahnhof und wollten nur noch nach Hause. Deshalb einen extra Dank an die Deutsche Bahn, die uns trotz Streik pünktlich zurück in die Heimat brachte und dazu beitrug, dass wir nur schöne Erinnerungen mit nach Hause nehmen konnten.


 

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